Radreise von Villach nach Split/Kroatien
(758 Kilometer)
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Radstrecke von Villach Westbahnhof nach Split (HR) über Bihac und Livno (BiH), Quelle: Openmaps
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Höhen-/Streckenprofil von Villach nach Split, Quelle: Opennmaps
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1. Etappe
Die S4 bringt mich um 05:40 Uhr zum Hauptbahnhof nach Nürnberg. Der ICE 985 um 06.30 Uhr nach München fährt planmäßig ab und kommt mit 7 Minuten Verspätung an.
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Reservierter Stellplatz 105. |
Dort fährt der RJ 111 auch um 08:16 Uhr planmäßig ab.
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Alles Plan bei DB und ÖBB |
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In Bad Gastein liegt noch Schnee in hohen Lagen |
Noch eine Stund bis zum Zielbahnhof. Der Zug ist nicht halb voll. Ein Radlfahrer neben mir fährt den Alpe-Adria-Radweg und zweigt nach Istrien ab, wohin seine Familie mit dem Auto nachkommt und ihn wieder mit nach Hause nimmt. Er sagt, dass ich eine sehr schöne Route vor mir habe. Die sei er letztes Jahr gefahren. Hoffentlich 😀. Sehr entspannt im ruhigen Zug. Sehr ungewöhnlich aber gut für die Nerven: jeder Unterwegsbahnhof wird ohne Verspätung erreicht. Ankunft in Villach ist 12:44 Uhr. Mit der S 5 nach Villach Westbahnhof. Und jetzt noch den Alpe-Adria-Radweg finden.
2. Etappe
Villach Westbahnhof (A) - Kranjska Gora (SL) 46 km
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Villach Westbf - Kranjska Gora 46km
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Höhenprofil auf der Etappe |
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Höhenprofil auf der Etappe |
Mangels Verdunkelungsmöglichkeit bin ich schon kurz vor sechs wach. Frühstück im Speisesaal mit großen Tischen ab acht. Total ruhig im Haus obwohl die Zimmer hellhörig sind. Frühstück ausgezeichnet und die Sonne lacht morgens um 9.
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Fortsetzung ab Kranjska Gora
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Triglav (Dreikopf), 2.864 m
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Save mit Brücke
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Hinweistafel Triglav Nationapark
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Es geht wie erwartet ständig bergab, auch wenn hie da kurze Abschnitte steil bergauf gehen. Rechts von Fahrweg liegt der Triglav-National-Park (Julische Alpen) und links die Karawanken. Es kommen scharenweise Radrennfahrer (auch in 2er Kolonne) und e-bike-Gruppenreisen entgegen. Tatsächlich wäre die Fahrt von Süden nach Norden schöner, weil die massiven Gebirgszüge dann immer im Blickwinkel sind. Der Radweg bis Ljubljana trägt die Bezeichnung D2, auch wenn er als richtiger Radweg größtenteils in Jesenice endet.  |
Jetzt Straße - Radweg endet nach Jesenice
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Hinweistafel auf Straße für motorisierten Verkehr
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Ab Breznica wird es richtig warm
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Rote Hinweistafeln in Slowenien für Radwege
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In Jesenice kommt die Sonne raus. Endlich brauche ich meine Sonnenbrille und die Sonnencreme. Das Shirt reicht 🌞. Der Autoverkehr reicht von wenig bis Autobahnzubringer mit Schwerlastverkehr. 16 Kilometer vor Kranj (Krainburg) wird es steil bergauf ziemlich ungemütlich, was den Schwerlastverkehr angeht. Ganz schlimm ist es hinter Naklo. Man mag nicht glauben, dass diese Straße als Radweg D2 ausgewiesen ist. Immerhin gibt es gelbe Schilder für den motorisierten Verkehr, der auf Radfahrer hinweist. Kurz vor Kranj gibt es neben der Hauptstraße wieder einen Radweg. Immer wenn eine Straße für Radfahrer gesperrt ist, gibt es daneben auch einen Radweg. Hinweise dafür findet man leider oft nicht. Meine Gelbweste hat gut Dienste gelefert. Die slowenischen Autofahrer sind aber grundsätzlich rücksichtsvoll. Die Innenstadt von Kranj ist sehr schön renoviert. Man denkt an Österreich, bei diesen Gebäuden. Der Film zeigt den Marktplatz von Kranj
Der weitere Radweg bis Ljubljana verläuft überwiegend auf ebenen Nebenstraßen , mal mehr, mal weniger Verkehr. Ab Stadtgrenze Ljubljana wird es unangenehm nervig. Die Stadt ist jedenfalls in den Außenbezirken ein einziges Verkehrschaos. Die schmalen Radwege machen keinen Spaß. Die Innenstadt (Fußgängerzone) und angrenzende Straßen sind ein „Habsburger Freilandmuseum“. Wahnsinnig schöne Straßen und Plätze. Aufgrund der Touristen in Massen und dazwischen Radfahrer und E-Roller möchte man so schnell wie möglich wieder weg aus der Stadt.
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Schöne Altstadt Ljubljana
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Schöne Altstadt Ljubljana |
Aufgrund des Besucheransturms sind die Unterkünfte total überteuert. Ich habe heute ein Zimmer mit 6 qm und Gemeinschaftsbad (mit Frühstück) für 63,13€. Zum Abendessen habe ich mir einen Riesenburger mit Pommes und ein Bier(15€) gegönnt, weil es den ganzen Tag nur Bannen und Wasser gab.
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6 qm in Ljubljana
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Heute bin ich von Kranjska Gora bis Ljubljana 95 km geradelt. Morgen geht es bis nahe an die kroatische Grenze.
Um aus der Stadt zu kommen braucht man sein Navi. Richtige Radwege gibt es bis zum heutigen Tagesziel in Semic (Slowenien) nur wenige. Ab und zu ist der Radweg auch nur ein schlechter Feldweg. Manchmal muss man ein paar Kilometer auf stark befahrenen Hauptstraßen durchstehen. Die slowenischen Autofahrer sind das gewohnt, weil der Radrennsport sehr populär ist. Die Rennradfahrer nehmen vor allem die Straßen für ihren Sport.
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Regionaler Radweg in Slowenien
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Unberührte Natur und Landwirtschaft in Slowenien
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An einer Abzweigung habe ich die Straßenkarte rausgeholt. Ein Radsportler ist stehengeblieben und hat mich auf Englisch gefragt, ob er helfen kann. Er hat mir die Haupstraße geraten. Ich bin aber bei meiner geplanten Route geblieben. Und die hatte es in sich. Mein Rad habe ich mehrmals geschoben, weil es viel zu steil war. Nach der Ortschaft Laze habe ich fast einen Kilometer geschoben. Es war aber auch zum Glück eine Straße mit wenig Verkehr. Und wegen der extremen Steigungen gab es auch keine Lastwagen. Auf Openmaps kann man sich gut verlassen. Teilweise gibt es anderslautende Radschilder, denen ich aber nicht gefolgt bin. Die sind nicht durchgehend angebracht, so dass man dann nicht mehr weiter weiß.
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Weinanbau in Semic
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Weites Tal in Semic |
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Selbstversorger - Kartoffeln, Bohnen, .....
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Überall in den Dörfern: Krichen mit Zwiebeltürmen
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Eine sehr reizvolle Gegend. Hier bauen die meisten Häuser Kartoffeln, Stangenbohnen und anderes Genüse an. Supermärkte gibt’s viele Kilometer weit nicht. Die Preise bei Lidl,Hofer oder SPAR sind eigentlich wie bei uns. In Semic habe ich für 57 € mit Frühstück ein gutes Hotel gefunden. Es ist ein Familien-Bauernhof. Dafür habe ich mich mindestens 10 km verfahren, weil es 4 km entfernt von Semic liegt. Heute bin ich ca. 115 km mit viel bergauf bergab geradelt.
Mit „Rei in der Tube“ habe ich gute Erfahrungen gemacht 😉. Beim Frühstück hat mir die geschäftstüchtige Tochter (ca. 35 Jahre) sehr viel über ihr Hotel, den Ort und die Kultur und Historie der Gegend erzählt. In der Schule hat sie deutsch gelernt und ein Onkel lebt in Frankfurt. Touristisch wird Unterkrain „Bela Krajina“ genannt. In der Nähe gibt es einen kleinen Ort, indem noch seit Maria Theresia ein deutscher Dialekt gesprochen wird. Auf meine Frage, ob sie noch Slavko Avsenic von den „Original Oberkrainer“ aus meiner Kindheit kennt, verneinte sie. Aber immer 3 Wochen im Juni findet ein großes Festival in Semic statt, da gibt’s auch die Krainer Musik. Die Hotelleistung war für die 57€ außergewöhnlich. Da würde ich gerne nächstes Jahr zum Festival ein paar Tage bleiben 😀.
Heute ging die Etappe weiter nach Kroatien hinein. Der Himmel war stark bedeckt, aber es regnete den ganzen Tag nicht. Sowohl auf slowenischer als auch auf kroatischer Seite haben mich die Straßen durch sehr dünn besiedeltes Gebiet geführt. Hier in der Gegend wird Rafting angeboten. Auch Wandern wäre hier schön. Die Ortschaften sind meist nur ein paar Häuser mit großen Gemüßegärten und viel Brennholz vor der Hütte. In Kroatien habe ich bisher weder Lidl noch Aldi gesehen.
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Touristische Hinweistafeln: Bela Krajina
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Grenzfluß "Kolpa" zwischen Slowenien und Kroatien
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5. Etappe
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Höhenprofil zwischen Semitsch, Slowenien und Slunj in Kroatien
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In Kroatien ging es ständig bergauf und bergab. Mehrmals musste ich schieben.Um 15:00 Uhr habe ich ein Hotel im Internet gesucht. Nach 66 km musste ich nochmal 31 km drauflegen. Vorher gab es keines. Ohne Omis Müsliplätzchen hätte ich heute ein physisches Problem gehabt. In Slunj (Kroatien ) habe ich eine Ferienwohnung für 32€ gefunden.
Einfach, aber OK. Die Wirtin hat im Jugoslawischen Bürgerkrieg in Stuttgart als Krankenschwester gearbeitet und spricht gut deutsch. Im Krieg hätten sie alles verloren. Übrigens, in Slowenien und Kroatien gibt es keine Kaffeemaschinen (Ausnahme: internationale Touristenorte wie Ljubljana oder Kranjska Gora). In der Kaffeetasse bleibt ordentlicher Satz zurück. Auch im tollen Hotel in Semic.
Heute wurden es wieder 97 km. Abends noch Pizza, Salat und ein Bier in Slunj für 12,90 €.Für morgen habe ich schon 2 Nächte in Bihac (Bosnien und Herzegowina) eine Ferienwohnung gebucht, weil nach 4,5 Tagen und 450 km bergauf bergab eine Verschnaufpause notwendig ist, vor allem für das Gesäß. 360 km und 4 Tage stehen dann vor Split „nur“ noch an. Und da werden die Etappen noch steiler.
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Unterwegs in Kroatien: Verfallendes Bahnhofsgebäude
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Der kroatische Bahnhof hat auch schon bessere Tage gesehen.
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Radwegschilder in Kraotien in Blau
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Die Nebenstraße (Radweg) neben der Autobahn
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Grenzübertritt von SL nach HR
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Das Frühstück holte ich mir aus dem nahen Supermarkt. Die Preise sind deutlich höher als in Deutschland. 1,5 l Wasser, 0,33 Orangensaft, 1 Joghurt, 2 kleine Kaffeepulver für 0,84€, 150 Gramm Toastkäse, 2 Vollkornsemmel. Alles für 6,71€. Auch wenn es keine besondere Wohnung ist, die Entspannung, der Erholungswert ist in der Ferienwohnung wesentlich besser als im Hotel, trotz abspülen!
6. Etappe
Slunj (HR) - Bihac (BiH) 67 km
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Höhenprofil zwischen Slunj in Kroatien und Bihac, Bosnien und Herzegowina
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Leider
waren von den 33 km in Kroatien bis Plitvicka Jezera (Wintetou-Filme
wurden dort gedreht) 20 km der absolute Horror: Schwerlastverkehr zur
Grenze und Touristenbusse, die Adria-Urlauber nach Plitvicka hochkarren.
Dazu immer ordentlich bergauf. Gut gegangen! Sowohl die kroatischen
Autofahrer als auch die Brummis fahren einigermaßen gut vorbei oder
warten sogar mit dem Überholen bis der Gegenverkehr vorbei ist. Die
dortigen Seen und Wasserfälle vor steilen Felsen habe ich nur kurz durch
die Bäume gesehen. Als ich an einer Absperrung vorbei bin, kam sogleich
eine Angestellte, die mich vertrieben hat. Eigentlich wollte ich dort
nur kur rasten und hinunter schauen. Am Kassenhäuschen habe ich
erfahren, dass jeder Erwachsene 20€ Eintritt zahlen muss. Auch nur für 1
Stunde. Winetou und Old Shatterhand mögen mir verzeihen. Ich bin nicht
rein. Dafür tausende von anderen Touris. Japaner soweit das Auge
reicht.
In Richtung Bosnien ging es dann rasant bergab, mindest 7 km.
Ich war der einzige Radfahrer in der kleinen Kolonne zur Passkontrolle. Nach der Grenze haben mich gleich 2 verwilderte Hunde angebellt. Als ich auf sie zuging sind sie abgehauen. Und nach meiner Abfahrt sind sie mir 100 m bellend nachgelaufen.
Die 15 km bis nach Bihac zogen sich ganz schön hin. Noch viele deutsche Autokennzeichen kamen mir entgegen oder überholten mich. Mein Garmin Navi führte mich 100 m entfernt zu meiner Wohnung. Ich habe 2 junge Frauen am Café gefragt (Englisch) ob sie mir weiterhelfen können. Dann hat sie von meinem Handy die Telefonnummer des Vermieters abgelesen und mit ihrem Handy ihn angerufen. Sodann kam er und zeigte mir zunächst die Stadt.Der Muezin ist deutlich hörbar.
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Mosche in der Stadtmitte von Bihac
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Fluß Una in Bihac
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Die sehr schöne 70 qm-Wohnung ist sogar mit Geschirrspüler Wäschetrockner und Waschmaschine ausgestattet. Allerdings, wenn man in den dunklen und abgewohnten Hauseingang kommt, möchte man gleich wieder abhauen.
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Plattenbauten in Bihac
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Mein Rad konnte ich vor der Wohnung abstellen
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Meine Wohnung in Bihac - Esszimmer
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Meine Wohnung in Bihac - Balkon |
2 Tage bleibe ich (72€).
Mein Fahrrad konnte ich im 3.Stock vor der Wohnungstür abstellen.
Das Essengehen ist für uns Deutsche sehr günstig.
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Kassenbon im Hotelrestaurant
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Hier kann man wieder mit Mark zahlen. Im Restaurant wird innen noch geraucht 🥴
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Cevapec im Fladenbrot mit Salat und Bier
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Beim Abheben von 300 KM musste ich allerdings 5,50€ lokale Bankgebühr bezahlen.
Heute bin ich nur 67 km geradelt. Das tut gut.
Zum Frühstück habe ich vergeblich versucht Semmel beim Bäcker zu kaufen. Leider gibt’s die zumindest hier nicht. Dann wurde es ein Pfund Weisbrot. Auch gut geschmeckt.
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Es gab keine Semmeln in Bihac - deshalb Brotlaib
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Die Stadt Bihać selbst ist nicht besonders schön. Es gibt viele Moscheen und dem Fluß Una. Nach 2 Stunden hat man alles gesehen. Die Ferienwohnung Omanovicist nur 300 m von der Stadtmitte entfernt.
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Mosche mit Friedhof außerhalb der Altstadt von Bihac
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Parkgelände an der Una
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Cafè am Stadtplatz in Bihac
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Höhenprofil zwischen Bihac und Drvar auf 86 km
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Gestern hat es ab 17 Uhr stark geregnet. Es soll heute Gottseidank nicht regnen. Bisher hat es das Wetter mit Ausnahme des ersten Tages gut gemeint mit mir. Die Temperaturen bewegten sich zwischen 20-23 C. Um 7 Uhr aufgestanden, gefrühstückt und die Wohnung sauber grmacht. Um 9 Uhr kommt wie vereinbart der nette Vermieter zur Schlüsselübergabe. Er sagt mir, dass er 30 Jahre als Soldat gedient hat, deshalb sei er immer pünktlich.
Das Wetter zeigt sich stark bewölkt und kalt. Aus der Stadt geht es bis Ripac auf kaum befahrenen Nebenstraßen.
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Neuer muslimischer Friedhof bei Bihac
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Moschee mit Friedhof hinter Bihac
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Schöne Brücke über die Una hinter Bihac
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Vorbei an muslimischen Friedhöfen. Dann auf der M 5 nach Split kommt der Fernverkehr dazu. Wegen der steilen Strecke hat es bergauf 2 Spuren, sodass ich nicht zusehr bedrängt werde. Bis zur Abzweigung bei Dubovsko sind auf 10 km 400 Höhenmeter zu überwinden. Deshalb komme ich kaum über 8 km/h.
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Einer der Eingänge in den Una-Nationalpark
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Nach der Abbiegung "Kulen Vakuf"ist der meiste Verkehr weg
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Eisenbahnbrücke auf dem Weg nach Martin Brod
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Die Straße bis Kulen Kakuf ist mäßig stark befahren und anschließend bis Martin Brod sind meist nur noch deutsche Wohnmobile unterwegs.
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Brücke vor Martin Brod
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Traumlandschaft bei Martin Brod mit dem Fluß Una
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Kurze Rast vor Martin Brod
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Teilweise ist der Asphalt ausgesetzt. Jetzt bin ich von 620 m wieder runter auf 320 m gekommen und mach in Martin Brod erstmal Brotzeit.
Anschließend geht es in Serpentinen auf 710 m Seehöhe hoch. Die Sonne ist wieder da. Da fließt der Schweiß. Unterwegs überholt mich ein deutsches jüngeres Paar aus Heidelberg. Er sei in Heidelberg losgefahren, sie nicht. In Drvar suchen sie einen Campingplatz. Die R 408 ( M 14.2) ist eine breite, aber sehr wenig befahrene Straße. Deshalb ist es möglich den Una Nationalpark immer im Blick zu haben.
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Steil bergauf mit Blick ins Tal der Una
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Herrlicher Weitblick auf dem Weg nach Drvar
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Verlassene Häuser gibt es hier wie Sand am Meer
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2 km vor Drvar geht es wieder steil bergab. Die Heidelberger ziehen sich Regenkleidung an, weil der Regen schon in Sichtweite ist. Ich brause durch. Ein paar Regentropfen erwischen mich bevor ich ein rettendes Touristhäuschen erreiche und mich unterstelle bis es aufhört.
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In Drvar gibt es noch Anhänger von Tito
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Schöne Unterkunft in Drvar für 25 €
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Drvar ist anscheinend nur noch mit serbischer Bevölkerung, weil fast alles kyrillisch geschrieben steht. Und Tito wird verehrt.Die moderne Unterkunft kostet heute Nacht 25€. Frühstück gibt’s leider nicht. Und Verdunkelung ist nicht möglich. Aber Kaffeepulver ist da. Zum Abendessen gehe ich ins „Kaffee Time Out“ ins Ortszentrum. Ich esse Pasta Bolognese and trinke 2 kleine Bier für insgesamt 9,50€ (19 KM) inkl. Trinkgeld. Im Café sitzen Frauen mit Freundinnen und Männer mit Freunden und alle rauchen was das Zeug hält 🥴.
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Im Kaffee "Time Out" wird noch geraucht
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Von Bihac nach Drvar waren es heute 86 km. Morgen geht’s wieder nach oben. Drvar liegt auf 480. 520 m kommen bis Bosansko Grahovo hinzu. Das Ziel morgen heißt Livno (105 km).
8. Etappe
Heute extra früher um 7 Uhr aufgestanden, weil über 100 km vor mir liegen und gleich am Beginn eine anstrengende Bergtour auf mich wartet. Zum Frühstück gab es nur selbst gemachten Kaffee und Omis Müsli-Plätzchen. Beim Verlassen der Wohnung kommt der ca. 45 jährige einarmige Nachbar höflich auf mich zu und sagt in gutem Englisch, dass die Vermieter früh wegmussten und er mir deshalb die Garage aufmache. Englisch habe er bei den niederländischen UN-Soldaten gelernt, für die er als Zivielangestellter gearbeitet hätte. Der Anstieg war genau 11 Kilometer lang und führte von 432 m Seehöhe auf genau 984 m. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit am Berg war 6 km/h.
Der Blick ins Tal ist schön. Aber richtige Freude kommt bei Schinderei nicht auf.
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Wunderschöne Morgenstimmung auf dem Weg nach oben
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Wolken über dem Tal
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Mein Rad und ich brauchen eine Pause
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Die Abfahrt auf 840 m macht Spaß. Es ist nun bis Livno eine weite Ebene, die links und rechts von Bergzügen begrenzt ist. Es bläst immer wieder starker Gegenwind. Hie und da kommt der Wind auch von Hinten und schiebt. Es kommen ständig Motorradgruppen entgegen. In Bosansko Grahovo kaufe ich mir Wurst, Käse, Brot und Wasser zu Mittag. Die Bergtour fordert Kalorien.  |
Endlich erscheint nach 11 Kilometern Bosansko Grahovo
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Bisher sind es 33 km seit Drvar. 76 km kommen noch dazu. Man bemerkt seit Drvar, dass sich Volszugehörigkeit seit Bihać geändert hat. Es gibt bis fast nach Livno nur noch serbische Friedhöfe.
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Serbischer Friedhof hinter Bosansko Grahovo
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Viele alte verlassene Häuser stehen an der Straße entlang. Auch welche mit Einschusslöcher.
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Verlassene/zerstörte Häuser auf dem Weg nach Livno
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Im Bürgerkrieg zerstörte Häuser
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Mittlerweile ist es sehr heiß geworden und fahre mit Shirt. Irgendwann taucht das sehnlichst erwartete Livno auf.  |
Schöne Unterkunft in Livno
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109 km und 11 km Bergstrecke sind vorbei. Es ist zugleich die 7. Übernachtung auf der Tour und die letzte in Bosnien-Herzegowina. Das Hotelzimmer kostet mich 45 KM (22 €). Der Besitzer und ein Angestellter sind äußerst nett.
Mein Rad wird im Ergeschoss in ein Zimmer versperrt. Zum Abendessen nehme ich Gemüselassagne und Saltatteller sowie ein Bier für insgesamt 10 € inkl. Trinkgeld. Die Gemüselassagne ist zuhause wesentlich geschmackvoller.
Morgen fahre ich über die Grenze nach Kroatien. Die Touren werden nun kürzer. Noch zweimal in Kroatien bis zur Abfahrt nach Ancona übernachten.
9. Etappe
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Strecke von Livno nach Slime ca.95 km - mit verfahren |
Meine Unterkunft in Slime, Apartment Orlovac in ca. 75 km Entfernung ist gebucht. Heute soll es den ganzen Tag regnen. Da muss ich durch.Leider wurden es aber 22 km mehr, also 97 km. Als ich mein Frühstück im Supermarkt kaufte, fragte ich die ca. 55 jährige Verkäuferin, woher sie gut deutsch spreche. Sie habe während des Bürgerkriegs in den 90er Jahren 5 Jahre in Kuchen/Baden-Württemberg gelebt. Vor einiger Zeit sei sie auf Urlaubsreise auch in Nürnberg und Stuttgart gewesen.
Als ich losfuhr regnete es stark und es wurde die nächsten Kilometer immer heftiger. Das Garmin-Navi führte mich nach meiner eigenen Openmaps-Programmierung auf die Hauptstraße. Vor lauter Wasser von oben und von den Autos und LKWs seitwärts war es unangenehm. Irgendwann 5 km weiter lenkte mich mein Navi auf eine Nebenstraße. Wegen Regen und starken Winden konnte ich die Tour nicht auf Google-Maps und schon gar nicht auf der Straßenkarte überprüfen. Die Karte hätte es zerfetzt. Dann kam ein unbefestigter Weg. Eh ich mich versah war ich auf einem morastigen und auch steinigen Waldweg. Das Ausweichen vor den großen Pfützen mißlang teilweise wegen des Gewichts der Fahrradtaschen. Irgendwann wurde es noch schlimmer, weil es ein undefinierbarer Wanderpfad wurde. Ein Zurück war unmöglich. Glücklicherweise hörte es auf zu regnen. Ich denke, dass ich in der menschenleeren Gegend mindestens 6-8 Kilometer geschoben habe. Eine Radpanne wäre hier fatal gewesen.
Ich hatte mindestens 1,5 Stunden verloren. Es regnet nur noch ganz wenig. Meine Regenkleidung behielt ich an. 2 km vor der kroatischen Grenze kaufte ich mir in einer Tankstelle einen Kaffee und setzte mich draußen hin, weil innen alles qualmte.
Ich fragte ein etwa 40 Jahre altes Radlpärchen „where are you from?“. Sie sagte „Brasil“. Ich fragte mehrfach nach, weil ich meinte es nicht richtig verstanden zu haben. Sie seien nach Berlin geflogen und wären auf dem Weg nach Istanbul. Auf neuen Rädern hatten sie viel Gepäck.Um 15.30 Uhr erreichte ich die Grenze nach Kroatien. Irgendwie fühlt man sich ganz gut wieder in der EU und im Euroland zu sein.
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Vor der Rückkehr in die EU - Grenze Bosnien-Herzegowina nach Kroatien
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Es gibt immer noch keine Fahrradspur 🥴.
Anschließend habe ich die Straßenkarte falsch interpretiert und bin 5 km in die falsche Richtung gefahren und dann fing es wieder kräftig zu regnen an, wo ich mich erst eine halbe Stunde vorher dieser entledigt hatte. Um sicher zu gehen fuhr ich jetzt mit Google-Maps und Garmin. Alle Abzweigungen stoppte und kontrollierte ich. Meine Vermietern informierte ich über ca. 2 Stunden Verspätung. In Sestanovac wurde es plötzlich sehr warm. Schuld war ein Phönsturm, der das Radfahren ungemütlich machte. Rechts ausgesetzte Leitplanken in den Abgrund und links die Überholenden.
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Es klart auf und mit dem Sturm kommt die Wärme
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Und nach einer schnellen 3 km langen Abfahrt ging es wieder stetig bergauf. Hinter Zadvarje geht der Via Dinarica (schöne kleine Nebenstraße) direkt nach 4 km zu meiner Unterkunft. Enttäuschend, dass diese Möglichkeit wegen Bauarbeiten gesperrt war. Ich traute mich nicht trotzdem zu fahren, weil für alle Fahrzeuge verboten.Und prompt setze ein Starkregen mit Orkanböjen ein. Ein Bushäuschen war meine Rettung. Nach einem Apfel hörte der Spuk wieder auf. Ich nahm jetzt ausschließlich Googl-Maps zur Orientierung. Die letzten 700 m waren wieder derart Steil, dass nur Schieben möglich war. Die Unterkunft war nicht ausgeschildert. Irgendwann rief mir die Vermieterin. „Martin“. Zum Essen gehen war es zu spät. Sie bot mir Eier an. So brachte sie mir 3 Eier, die ich in der Pfanne briet. Weißbrot hatte ich dabei. Die Landschaft ist traumhaft, die ich nicht genießen konnte. Ich musste waschen und meine Schuhe putzen.
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Ein Geschenk der Vermieterin zum Abendessen
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Abendstimmung über Slime vor der Wohnung
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Nächsten Tag gab mir die Vermieterin einen Eimer mit Lappen und Schwämmen sowie einen Schlauch zum Abspritzen.
10. Etappe
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Höhenprofil Orlovac/Slime nach Split am Meer entlang
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Das herrliche warme Wetter am letzten Tag meiner Balkan-Tour sah ich als Belohnung für die ganzen Strapazen, insbesondere gestern. Mein Rad erstrahlte auch in neuem Glanz. Slime liegt nur 3 km von der dalmatinischen Küste weg. Ich fragte die Vermieterin (ca. 60 Jahren mit gutem Englisch) welche Route ich besser nehmen sollte. Wir studierten meine Karte und riet mir die stark befahrene E 8 am Meer entlang. Sie meinte die Straße dort sei breiter, so dass der Verkehr leichter an mir vorbei kommt. Und sie hatte recht. Zudem macht es auch Freude ständig das Meer im Blick zu haben.
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4 Kilometer entfernt von der Ferienwohnung
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In Serpentinen runter zur Dalamtischen Küste
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Wirklich ein wahnsinnig schöne Fahrt auf dem Weg nach Split. 40 km kann man den Lärm der vielen Autos und Motorräder mal aushalten.
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Ende der Strapazen
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Müde Radler-Beine machen eine Pause. Die letzten beiden Tag war das nicht möglich. Nach 52 km Fahrt auf der überwiegend ebenen Straße erreichte ich um 14.30 Uhr  |
Mein Hotel in Split
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mein Hotel direkt im Zentrum, 3 Minuten von der Altstadt entfernt (68€ ohne Frühstück, in der Hauptsaison verlangen sie 130€). Wobei es nicht so schön war bei Hitze auf den Stadtzubringern ohne Radweg zu fahren. Aber egal, die Tour -der lang gehegte Traum- ist beendet. 7 5 8 Kilometer und 8,5 Fahrtage (89 Kilometer im Durchschnitt pro Fahrtag) liegen hinter mir. Mein Rad kann ich im Garten abstellen.
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Blitzsauberes Rad im Garten des Hotels abgestellt
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Morgen geht es mit der Fähre nach Ancona. Gepäck und Rad kann ich am Sonntag bis 16 Uhr im Garten des Hotels lassen. Die Besitzerin sagte mir beim Einchecken, dass ihr Vater 25 Jahre in Nürnberg gearbeitet habe. Split hat eine wunderschöne Altstadt aus römischer Zeit.  |
Alte Römermauer in Split
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Das Wetter lockt die Menschen zum Hafen in Split
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11. Etappe (Fähre)
Die Fähre der Reederei SNAV, Limasol, legt um 19:30 Uhr nach Ancona ab. Ticket für eine Person mit Pullmannsitz: 27,20 € + Bike 8 € + Tax 4 € = 39,20 €
Fahrzeit: 11Stunden
Ankunft in Ancona: Nach 7:00 Uhr.
Die Fähre „Limasol“ ist pünktlich bei strömenden Regen abgefahren und bei Sonnenschein in Ancona angekommen. Ich konnte einigermaßen schlafen, weil die Pullmannsitze fastezu 80 % frei geblieben sind. Die hygienischen Verhältnisse auf den Toiletten sagen mir nicht zu. Soviel Motorradfahrer habe ich noch nie zusammen gesehen wie auf der Fähre. Einer von Bikern frägt mich, ob ich aus Deutschland komme, weil er anhand des Hersteller-Namens es vermute. Er sei mit seinem Freund aus Köln hier und sie hätten eine ähnliche Tour gemacht wie ich, nur etwas weiter bis Mostar. Gäbe es da Radwege, wo ich gefahren bin, wollte er wissen. Er könne mir den Alpe-Adria-Radweg bis Venedig empfehlen. Er besuche das schöne Nürnberg gerne. Da würden auch seine Eltern leben.
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Sonnenaufgang im Osten, morgens kurz nach 5
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Am Horizont taucht Ancona auf
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Meine Fähre Limassol im Hafen von Split
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Ich wollte preiswert und gut unterkommen und bin deshalb 28 km nach Senigallia geradelt.
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Mit dem Rad von Ancona nach Senigallia
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Nach 13 Kilometer musste ich Regenkleidung anziehen. Sturm und Regen. Im Hotel Continental fand ich ein gutes und für mich preiswertes Vollpension-Hotel mit Rotwein und Acqua, plus lokale Steuer für genau 106,20€. Das Mittagessen und Abendessen waren hervorragend. Senigallia hat eine schöne Altstadt.
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Altstadt von Senigallia
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Altstadt von Senigallia |
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Altstadt von Senigallia |
Die Rückfahrt erfolgt bei Sonnenschein und 24C.
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Auf dem Rückweg nach Ancona
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Ca. 5 Kilometer lang liegt der Radweg am Meer
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Mal fährt man auf der Hauptstraße, mal an der Strandstraße. Ich muss dem Garmin-Navi gehorchen. Obwohl sich die italienischen Auto-und LKW-Fahrer sehr fahrradfreundlich verhalten, möchte ich in Italien ohne permanenten Radweg keine Tour machen. Zu laut, zu nervig, volle Konzentration. Ohne google maps hätte ich zum Schluss die Haltestelle des Flixbus nie gefunden. Die Wartezeit habe ich das Centro Storico von Ancona in der Nähe des Hafens angeschaut.
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