e-Bike Radltour: Vom Albula-Pass zum Innradweg


Albula-Pass

Die Passstraße ist gleichzeitig Radweg. Durch die harten Winter muss die enge und kurvenreiche Straße immer wieder geflickt werden und ist daher oft holprig. Von Vorteil ist jedoch der geringe Autoverkehr. Als Radler kann man immer wieder den Fahrgästen der roten Rhätischen Bahn (die auch Radler und Rad mitnimmt, falls Petrus nicht mitspielt) zuwinken.

Innradweg

Am rechten Ufer des Inns geht es dann leicht abwärts nach Zuoz und weiter nach Zernez. Von Zernez führt der Radweg auf der Talsohle dem Inn entlang, vorbei am Dorf Susch bis nach Lavin. Hier fängt der Aufstieg bis ins sonnenverwöhnte Dorf Guarda an. Weiter über Ardez und Ftan wieder hinunter nach Scuol. Danach radelt man wieder am Inn entlang, bis nach Martina und Landeck. 

Anreise mit der Bahn nach Chur (CH)  - Rückfahrt mit der Bahn von Landeck (A) über Kufstein nach Nürnberg.

Planung Chur (CH) - Landeck (A)

1. Tag Anreise und los geht's

2. Tag der Tour

3. Tag der Tour

4. Tag Heimreise


Planung Chur (CH) - Landeck (A)

Datum: 21. bis 24.07.2025 oder bis 26.07.2025 (Wetter- und Bahn)

 
Bitte klicken: e-Bike Tour von Chur (CH) nach Landeck (A) - Quelle: Komoot
Anklicken um zu vergrößern - Übersichtskarte der e-Bike Tour von Chur nach Landeck - Quelle: Komoot

Abfahrt Nürnberg Hbf Abfahrt mit ICE 985:         06:30 Uhr
Ankunft München Hbf:                                           07:41 Uhr
Abfahrt München Hbf mit ECE 196:                      08:53 Uhr
Ankunft St. Gallen (CH):                                        11:28 Uhr
Abfahrt St. Gallen mit IR 2213:                              11:55 Uhr
Ankunft St. Gallen (CH):                                        13:18 Uhr
 
Das Ticket inklusive Fahrrad mit Stellplatzreservierung für mein e-Bike kaufte ich bereits am 23.01.2025 in der Fahrkartenausgabe Nürnberg Hbf. Preis: 40,89 €. Eigentlich war die Fahrkarte mit dem IC/EC über Stuttgart - Zürich gebucht. Aber gut 2 Wochen vor der Abfahrt fiel der EC ab Stuttgart aus, so dass ich kostenlos eine Alternativ-Buchung über München - Lindau in der Fahrkartenausgabe bekam.
 
Zwei Tage vor der Radltour schaue ich mir die einzelnen Streckabschnitte im Detail noch sehr genau an. Auf der Velo-Karte "Schweiz-Suisee" von Kümmerly+Frey, Maßstab 1:301.000, ist die Strecke zwischen Thusis und Tiefencastel als "Gefährliche Straße mit starkem Verkehr" angegeben. Im Internet wird vor den vier Tunnels gewarnt. Höchstwahrscheinlich werde ich deshalb die 15 km auf die Schiene umsteigen (11,70 CHF: 6,40 € + 3,90 Velo). 
 
Die Rückfahrt buchte ich bei der ÖBB per  App am 08.07.2025 für 19,30 € (Seniorenpreis ab 65) für die Zugfahrt von Landeck-Zams nach Kufstein vorsorglich für den 24.07.2025. Das Ticket inklusive Reservierung kann man aber kostenlos bis zum Vortag stornieren. Nur für die Stornierung des Fahrrads zahlt man 1,50 €.
ÖBB Ticket inkl. Fahrrad-Stellpletz von Landeck-Zams nach Kufstein
ÖBB-Ticket von Landeck nach Kufstein
 
Die Rückfahrt in Deutschland plane ich ab Kufstein mit dem Deutschlandticket und einer Fahrradkarte für 7,00 €.
 
Übernachtungsmöglichkeiten in der Schweiz und Österreich:
Ein Doppelzimmer mit Einzelbelegung in Landeck im Hotel Greif hätte ich bis zum 21.7. für  80 € inkl. Frühstück reservieren können. Aber machte ich nicht, um auf der Tour keinen Termindruck zu haben. Und zumindest 2 Tage vor der Abfahrt nach Chur zeigt sich der Wetterbericht nicht so fahrradfreundlich. Planabweichungen sind durchaus drin. Die Bahn ist auch nicht zuverlässig, zumindest in Deutschland.

Übernnachtungsmöglichkeitn auf der Radltour:
Filisur, Kilometer 50,  Hotel Restaurant Rätia
Thusis, Kilometer 28, Hotel Rätia 
Zernez, Kilometer 102, Hotel a la Staziun 
Ardez, Kilometer 120, Alvetern
Nauders, Kilometer 151 + 20 (liegt 10 km von der Strecke -Martina- entfernt, Tiroler Hof
Landeck, Kilometer 200 - Ziel, Hotel Greif , Hotel Schrofenstein


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1. Tag Anreise und los geht's

Um 5:30 Uhr bei Regen bin ich gleich am Bahnsteig und warte auf die S 4 um 5:40 Uhr. Bei der fehlt eine Wagen-Garnitur und ich stehe mit voll bepacktem e-Bike zwischen den Türen. Auf Gleis 9 soll mein ICE um 6:30 Uhr abfahren, aber hier steht noch der stark verspätete Nightjet der ÖBB nach Wien. Um 6:20 wird  Gleiswechsel nach 13 angezeigt. Zum Aufzug und dann ist der ICE schon da. 2 Stufen machen es notwendig die Packtaschen abzunehmen und das Rad ohne Zusatzgewicht hochzunehmen. An reservierten Stellplatz hat es ausreichend Platz. Mit 4 jungen Männern teile ich das Fahrradabteil. 8 Minuten Verspätung  ab Nürnberg Hbf ist Okay 👌 
Am frühen Morgen am Bahnhof Nürnberg Hbf am Bahnsteig
Früh am Morgen am Nürnberger Hbf


Foto zeigt die Räder im Radabteil des ICE nach München Hbf
Mein eBike kann problemlos im Radabteil des ICE eingestellt werden.

Das Radreisen im ICE ist im Gegensatz zum RE sehr komfortabel. Zudem ist dieser ICE ziemlich leer. In Ingolstadt regnet es in Strömen. Im EC 196 nach Zürich ist es beim Einsteigen total chaotisch. Jeder findet zwar einen Sitzplatz (der neben mir ist sogar frei, obwohl Sitzreservierung angezeigt), aber die Massen an Touristen aus Asien haben Berge von Koffern dabei. Dieser Zug fährt auch für die Swiss Air zwischen München und Zürich. Im Gegensatz zum Flugzeug gibt’s kaum Abstellmöglichkeiten für großes Gepäck. Der Zugbegleiter schreit, wem die Koffer neben meinem Rad gehören. Es käme noch ein zweites Rad. Niemand meldet sich. Dann schiebt er sie fort.

Die Radnische des EC nach Zürich ist vom Platz her für zwei Räder bestimmt.
Chaotische Zustände in der Radnische des EC nach Zürich. Mein Rad wird unter Gepäckstücken begraben.


 Es kommt kein Rad mehr und mein Rad wird wieder mit Koffern zugeschüttet 😟. Länger als 175 cm darf das Rad nicht sein. Jetzt weiß ich warum. Meines ist 173. Trotz Verspätung von ca. 15 Minuten hat der Umstieg mit Hilfe einer Seniorengruppe in St. Gallen gut funktioniert. Große Aufzüge hier in St. Gallen. Mit 8 Minuten Verspätung (Warten auf Anschlußreisende) geht es zum Ziel Chur. Gutes Internet in der Schweiz. Die Schaffnerin kontrolliert die Tickets ganz genau und rät mir das aktuelle Sonderangebot für einen ganzen Monat Freifahrt zu 130 € zu nutzen (inkl. Bernina). Nächstes Jahr 😀. Es hat aufgehört zu regnen.

In Chur hat der Geldautomat für 200 CHF tatsächlich 229 € verlangt. Da habe ich abgebrochen. Die 28 Kilometer von Chur bis zum Bahnhof Thusis waren mit dem eBike einfach zu fahren. Ich benutze während der gesamten eBike-Tour "Komoot". Die Beschilderung der nationalen Veloroute 6 (Graubünden-Route) ist nach meiner Meinung nicht ausreichend, um gut voranzukommen. Ohne das Rad-Navi hätte ich mich mehrmals verfahren. Die Sonne kam immer mehr aus den Wolken hervor. Asphalt und Kies wechseln sich ab. Wegen des vorherigen Regens gab es große Pfützen zu umfahren.

Auf dem Radweg "6" von Chur nach Thusis
Auf dem Radweg "6" von Chur nach Thusis


Kurz vor Thusis geht es an der Kreuzung über die Hauptstraße
Kurz vor Thusis geht es an der Kreuzung über die Hauptstraße

Neben dem Radweg liegt die Autobahn zum Tessin (Lugano)
Neben dem Radweg liegt die Autobahn zum Tessin (Lugano)

Von Thusis fahre ich mit dem Zug, um die unangenehme Straße mit Tunneln auszulassen. Das sind nur 17 km. Der Bahnhof Thusis ist mit lebensgroßen Figuren nett gestaltet. Hier hebe ich 200 CHF (214,98 €) an einem Geldautomaten der PostFinace ab. Diese Bank verlangt anscheinend keine Zusatzgebühr 😀. Mit der App  "SBB Mobile" kaufe ich das Ticket nach Tiefencastel und das Fahrradticket. Die nette Zugschaffnerin im Zug von St. Gallen nach Chur hat mir erklärt, dass bei der Entfernung von nur einer Station für das Velo der Preis einer normalen Kinderfahrkarte (Halbpreis) berechnet wird.
SBB Ticket von Thusis nach Tiefencastel: CHF 7,80
SBB Ticket von Thusis nach Tiefencastel: CHF 7,80 

Veloticket von Thusis nach Tiefencastel: CHF 3,90 (Preis einer Kinderfahrkarte)
Veloticket von Thusis nach Tiefencastel: CHF 3,90 (Preis einer Kinderfahrkarte)
 
Um 15:28 steige ich in die Rhätische Bahn mit  2 Niederflurwagen. Mein Rad kann ich mit Gurt sichern. Das Ticket  wird wieder sehr genau kontrolliert. Die Schaffnerin sagt, dass diese Strecke zum Weltkulturerbe zählt. Kann ich verstehen. Beeindruckende Aussichten. Der Zug hat Aussichtswagen. 
Am Bahnhof Thusis haben Bildhauer "Reisende" geschaffen
Am Bahnhof Thusis haben Bildhauer "Reisende" geschaffen

Ausblick von der Rhätischen Bahn auf die wunderschöne Schweizer Bergwelt.
Ausblick von der Rhätischen Bahn auf die wunderschöne Schweizer Bergwelt.

Niederflurwagen lassen leichten Radeinstig zu. Nebenan der Aussichtswagen.
Niederflurwagen lassen leichten Radeinstig zu. Nebenan der Aussichtswagen.

Nach der Brotzeit auf einer Bank am Bahnhof in Tiefencastel buche ich in Filisur ein Einzelzimmer im Hotel Rätia für 95€ mit Frühstück. Und dann mache ich mich auf den Weg. Zunächst läuft der Radweg auf der  Albula-Straße mit viel Verkehr bis Surava. Kurz danach beginnt ein schöner Radweg mit Kies neben dem Fluß Albula. Teilweise am schattigen Waldrand. Den Verkehr hört man nicht mehr. Um 17:00 habe ich mein Etappenziel erreicht. Leider ist heute Ruhetag und niemand ist da, um mir den Schlüssel für das Zimmer zu geben. Erst nach mehreren Anrufen kommt der Wirt und gibt mir die Schlüssel. Das Rad kann ich in der verschlossen Garage abstellen. Neben dem Hotel gibt es einen Supermarkt, bei dem ich für heute Abend und Morgen einkaufe. Nächsten Tag beginnt der Anstieg beim Albula-Pass. Zu Fuß schaue ich mir noch das urige Schweizer Dorf an.

Die nationale Veloroute 6 ist gut beschildert bis zum Ziel nach Martina, aber auch mit Lücken
Die nationale Veloroute 6 (Graubünden-Route) ist gut beschildert bis zum Ziel nach Martina, aber auch mit Lücken

Der Fluß Albula gibt der Passstraße den Namen
Der Fluß Albula gibt der Passstraße den Namen

Kurze Rast auf der stark befahrenen Bundesstraße vor Surava
Kurze Rast auf der stark befahrenen Bundesstraße vor Surava

Vorwiegend Radwege von Tiefencastel nach Filisur
Vorwiegend Radwege von Tiefencastel nach Filisur

Erste Unterkunft "Hotel Rätia"
Erste Unterkunft "Hotel Rätia" in Filisur 

Einzelzimmer im Hotel Rätia
Einzelzimmer im Hotel Rätia

Spaziergang in Filisur
Spaziergang in Filisur

Spaziergang in Filisur
Spaziergang in Filisur

Spaziergang in Filisur
Spaziergang in Filisur
Kassenzettel vom COOP in Filisut
Kassenzettel vom COOP in Filisur

Die Semmli kostet im Supermarkt 0,80 CHF. Aber so eine gute Semmel bekommt man in Deutschland beim Bäcker nicht mehr. Auch in den Schweizer Hotels ist die Qualität von Semmeln und Brot ausgezeichnet.


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2. Tag der Tour

Die Nacht durch hat es stark geregnet. Jetzt, um 8:00 klart es auf. Der weiße Nebel hängt in den Bergen. Den Akku lade ich bis auf die letzten 430 Watt auf. Jetzt geht es von 1000 m auf 2308 m. Nach dem guten Frühstück - der Kaffee wird serviert - erklärt mit der Wirt kurz die Strecke. Ab Bergün sei es einfach meinte er, weil es nicht mehr so steil sei.
Blick am Morgen des 2. Tages aus dem Hotelfenster
Blick am Morgen des 2. Tages aus dem Hotelfenster

Gleich vorweg, trotz eBike war der Albula-Pass eine sehr schwere Tour. Trecking-Räder sah ich insgesamt nur 2 und einer davon hatte sogar einen Anhänger am Rad 😧 Auch nur sehr wenig eBikes. Aber Rennradfahrer wie Sand am Meer. Auch Motorräder waren nicht so viele auf  der Passstraße. Mein Akku sollte wenn möglich bis Ardez in 71 km Entfernung ab Filisur reichen. Dort wollte ich ins Hotel, damit ich nächsten Tag gut nach Landeck komme. Da ich weder den Pass noch mein eBike genau kenne und das Wetter nicht kalkulierbar war, plante ich auch notfalls umzukehren und zurück nach Hause zu fahren. Alternative gibt es auch noch den Zug bis St. Moritz, aber die letzten Kilometer hinter Preda gibt's keinen Bahnhof mehr. Die Passstraße von Filisur zum Albula Hospiz heißt in der Schweiz "Veja Alvra" (guter Weg Albula). Nach dem Hospiz hat die Passstraße nach 
La Punt Chamues-Ch den Namen "Via d'Alvra". Vom Fluß/Tal in Filisur weg habe ich ca. 17 Kilometer bis zum Scheitelpunkt des Passes und ungefähr 1.300 Höhenmeter zu fahren, von 0 % bis 14 % Steigung alles dabei.

Die Kieswege nehem den Starkregen der Nacht sehr gut auf
Zunächst nur leichter Anstieg hinter Filisur

Mein Rad auf einer Brücke über dem Albula
Mein Rad auf einer Brücke über dem Albula

Die Strecke ist zunächst nasser Kies. Die ersten 3 Kilometer fahre ich stromlos. Dann muss man auf die steile Straße und der Akku tut seine Arbeit auf 2 Stufen. Die 3. und stärkste Stufe traue ich mir nicht nehmen, um mein Ziel zu erreichen. Die 12 Kilogramm-Last der Gepäckträger-Taschen ziehen zurück. Es ist viel Auto und auch LKW-Verkehr. Erst ab Bergün ist die nun schmale Passstraße für LKW, Busse und Anhänger gesperrt. Hier wäre der Einstieg in diese Tour besser gewesen. Der Wirt hat sich aber getäuscht. Die Strecke blieb steil. Wahrscheinlich ist der Wirt des Hotels Rätia in Filisur den Pass noch nie mit dem Rad gefahren. Insgesamt hat der Pass wenig Serpentinen. Daher ist die Straße überwiegend steil.

Viel Verkehr noch vor Bergün
Viel Verkehr noch vor Bergün

Ortseinfahrt nach Bergün
Ortseinfahrt nach Bergün

 
Marktplatz in Bergün
Marktplatz in Bergün

In Preda wird ein neuer Tunnel für die Bahn gebaut. 
Die Sonne ist sommerlich heiß. Man muss sich laufend Sonnencreme auftragen. Der Autoverkehr wird jetzt angenehm. Die Autos verhalten sich auch sehr fair zu Radfahrern. Die Entfernung nach La Punt Chamues-Ch wird alle 5 km angezeigt. Zunächst habe ich die 22 km Tafel gesehen. Die Berge rechts und links der Route sind gewaltig und majestätisch, teilweise über 3.000 m. Alleine für diese Ansicht von der Straße aus rentieren sich der Aufwand und die Schweißtropfen. Und teilweise nochmals 100 Meter weiter oben rattert die rote Rhätische Bahn. Die fährt in Serpentinen und Tunnels zwischen den Bergen hin und her. Mal sieht man die gleiche rechts in den Tunnel verschwinden und dann etwas weiter oben links aus einem anderen Tunnel kommen. Wie Schwalbennester sind die Gleise scheinbar hingeklebt. Sieht von unten wie eine Märklin Spielzeug-Bahn aus.

Ab Bergün ist nur noch wenig Autoverkehr. Trotzdem bleibt es steil.
Ab Bergün ist nur noch wenig Autoverkehr. Sehr steil, wenig Serpentinen.

Der Scheitelpunkt des Passes und das Albula-Hospiz sind erreicht.
Der Scheitelpunkt des Passes und das Albula-Hospiz sind erreicht. 

 
Komoot zeigt die Höhenmeter mit 2.310 m an. Noch 9,16 km bis zum Innradweg. 5 G - Internet
Komoot zeigt die Höhenmeter mit 2.310 m an. Noch 9,16 km bis zum Innradweg. 5 G - Internet.

Irgendwann ist man oben. Erleichterung 😮‍💨. Eine zeitlang geht’s nun flach dahin. In der Talfahrt ins Oberengadin nach La Punt Chamues-CH kann man nur 30 km/h fahren sonst wird's schwierig mit dem Bremsen. Das Engadin ist da. 

Und auf der Ebene des Passes grüßt das Engadin
Und auf der Ebene des Passes grüßt das Engadin

Die steile Abfahrt endet. Ortseinfahrt von La Punt Chamues-ch
Die steile Abfahrt endet. Ortseinfahrt von La Punt Chamues-ch 

Ankommend am Innradweg zeigt meine FAZUA-App noch 28 % Akku. Überwiegend geht es talwärts und ich kann die letzten 40 km fast ausschließlich ohne Motor fahren. In Zernez habe ich per Internet ein günstiges Hotel entdeckt. Jedoch ist mir der Stop um 13:30 Uhr noch zu früh. Aber von Lavin nach Guarda gab es noch ca. 200 Höhenmeter auf kurze Distanz zu überwinden. In Ardez am Hotel hatte ich noch exakt 4 % Akku.
Bahnhof Cinuos-chel mit Rhätischer Bahn direkt am Inn-Radweg
Bahnhof Cinuos-chel mit Rhätischer Bahn direkt am Innradweg

Blick zurück nach Lavin
Blick zurück nach Lavin und den Inn



Historisches Hotel in S-Chanf
Historisches Hotel in S-Chanf am Marktplatz

Zwischendurch sind auch wenig befahrene Hauptstraßen als Radweg gekennzeichnet
Zwischendurch sind auch wenig befahrene Hauptstraßen als Radweg gekennzeichnet

Rast vor Guarda nach 200 Höhenmetern
Rast vor Guarda nach 200 Höhenmetern, ein paar kommen noch

Die Esel ruhen sich im Schatten aus - kurz vor Guarda
Die Esel ruhen sich im Schatten aus - kurz vor Guarda. Wer ist hier der Esel ?

Die freundliche Receptionistin des ALVETERN in Ardez sagt „ausgebucht“. Es war schon 16:15 Uhr. Es sei Hochsaison sagte sie. Sie telefoniert im Ort, ob andere Hotels noch freie Einzelzimmer hätten. Dann frägt sie mich, ob ich noch weiter 6 Kilometer radeln könne. Ich bat sie mir den Akku auf 40 % aufladen zu lassen. Dann bestellte ich mir eine Tasse Kaffee und blieb bis der Akku um 17:30 Uhr soweit war. Die 250 Höhenmeter nach Ftan zum Hotel Bellavista fuhr ich ganz komfortabel in Motor-Stufe 3. Ich konnte gar nicht mehr anders. Das Doppelzimmer mit Balkon zur Einzelnutzung und kostet
 125 CHF. Es ist etwas in die Jahre gekommen, aber das Personal superfreundlich und das Zimmer sauber. Und der Ausblick macht dem Hotelnamen alle Ehre. Morgen werde ich im Hotel Greif in Landeck übernachten. Für 76€ gibt’s nur noch mit Etagendusche und Frühstück, doch sehr zentral gelegen. Wegen Wetter, Akku und Kondition kann man nicht vorausbuchen. 
Hotelzimmer in Ftan
Hotelzimmer in Ftan

Am Balkon des Hotels Bellavista
Am Balkon des Hotels Bellavista

Morgen sollen es nach Komoot auch wieder 580 Höhenmeter werden. Gott sei Dank 1.410 m runter. Eigentlich ist es doch der Innradweg. Erinnert mich irgendwie an den Regentalradweg 😬 Trotzdem dürfte es gegenüber der gestrigen Tour eine leichte Strecke werden. Zunächst geht's ins Inntal nach Scuol. 

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3. Tag der Tour

Die Berge sind heute Morgen von Wolken eingehüllt und nicht zu sehen. Um 9 Uhr spitzt die Sonne schon durch. Es wird wieder heiß. In den Serpentinen nach Scuol hinunter können sich die Scheibenbremsen bewähren. Bald ist der Inn erreicht und nach ein paar Kilometern ist der natürliche Fluss es wert, immer wieder anzuhalten. Natur pur! Man hört nur das Rauschen des Flusses und seiner Zuflüsse. Eingebettet in Schutt, Kies und Felsbrocken liegt meterhoch Treibholz im Inn. Die grüne Farbe aus dem Quellgebiet hat er noch sehr stark. Es geht fast nur abwärts auf Kies, Schotter und Waldwegen. Ich kann wieder Akku sparen, obwohl es bei der letzten Etappe keine diesbezüglichen Probleme gibt. 
Der Inn bringt viel Steine, Schotter und Kies aus den Bergen
Der Inn bringt viel Steine, Schotter, Kies und Holz aus den Bergen

Der Inn und seine Zuflüsse verändern ständig die Uferlandschaft
Der Inn und seine Zuflüsse verändern ständig die Uferlandschaft

Der Skulpturenweg am Inn - mitten im Wald überrascht den Radler. 
Skulptur am Innradweg im Wald
Skulptur am Innradweg im Wald

Skulptur am Innradweg im Wald
Skulptur am Innradweg im Wald

Irgendwann taucht Martina auf, die letzte Ortschaft in der Schweiz. Hier gibt’s die Abzweigung nach Nauders in Richtung Reschenpass. Diese Strecke bin ich 2023 mit Schwester und Schwager gefahren. 
Wir haben Holz vor der Hütte .... greifen Sie zu
In Martina - Wir haben Holz vor der Hütte .... greifen Sie zu!

Diese etwas anzügliche Foto habe ich auch schon damals in Martina gesehen. Da stört sich anscheinend niemand in der Schweiz. Ein Auto mit deutschem Kennzeichen hält auch und knipst. Hohe beeindruckende Felswände zwängen hier den Inn in sein Bett. Wegen Bauarbeiten auf der Straße muss ein Kiesweg am Inn als Umleitung genommen werden. Das ist viel schöner als auf der Straße. 
Nach Landeck 34 km, nach Pfunds 3,7 km - fast nur bergab
Nach Landeck 34 km, nach Pfunds 3,7 km - fast nur bergab

Kirche von Pfunds
Kirche von Pfunds

Bis Pfunds ist die Landschaft herrlich grün und ländlich. Der Radweg ist asphaltiert. Angenehm zu fahren. Paare und Familien sind mit ihren Rädern in Massen auf dem Weg in den Süden. Der Radweg ist als Via Claudia Augusta ein bekannter Fernradweg nach Venedig/Meran.
Je näher ich an mein Ziel Landeck komme, um so unattraktiver wird der Radweg. Kurz vor der Stadt muss man auf die Hauptstraße, die zum Reschen führt.
Innradweg kurz vor Landeck
Innradweg kurz vor Landeck

Nur ein weißer Streifen schützt die Radfahrer. Und laut ist es auch. 
Komoot leitet mich direkt zum Hotel Greif. Heute ist Ruhetag. Ich muss anrufen, um den Code für die Schlüssel-Box zu bekommen. Das Rad konnte ich in der modernen Garage gegenüber einstellen. WC und Dusche am Flur. 10 Minuten nach Ankunft kommt ein Gewitter auf. Es regnet eine ganze Stunde lang in Strömen. Glück gehabt! Wieder nicht nass geworden.
Hotel Greif - Landeck
Hotel Greif - Landeck

Doppelzimmer als Einzelzimmer ohne Dusche/WC. Gutes Bett
Doppelzimmer als Einzelzimmer ohne Dusche/WC. Gutes Bett!

Zum Abendessen gehe ich zu ZAPA. Spaghetti Putanesca und kleiner gemischter Salat schmecken ausgezeichnet und sind beinahe zu viel. Mit Bier:  23,50€. 
Gutes Abendessen im ZAPA/Landeck
Gutes Abendessen im ZAPA/Landeck

Die ÖBB schreibt per E-Mail, dass der Aufzug für meinen Zug am Bahnhof Landeck-Zams außer Betrieb ist. Bei Mobilitätsproblemen soll ich eine mitgeteilte Rufnummer anrufen. Gesagt getan. Dort sagt die Dame, dass Fahrräder nicht darunter fallen, nur Rollstühle usw. Auf meine Frage, wie ich mein eBike und 2 Taschen auf den Bahnsteig bekommen soll, sagte sie, das wisse sie nicht. Zur Sicherheit lade ich den Akku nochmal ganz voll. 😀
Fußgängerzone Landeck
Fußgängerzone Landeck

Die eBike-Tour selbst hat 2,5 Tage gedauert. 14 Kilometer bin ich alternativ von Thusis bis Tiefencastel mit der Rhätischen Bahn gefahren, um den 3 Tunneln zu entgehen. In der Schweiz habe ich keine einzige öffentliche Ladestation für eBikes gesehen. Ganz anders in Österreich.
 
Gesamtkilometer laut Motor-Tacho: 186 Kilometer, Höhenmeter: ca.  3.300 m, bergab: ca. 3.140 m. Mit An- und Abreise sind es 4 Tage und 3 Übernachtungen. Dem Schicksal bin ich alter Mann dankbar, dass alles wie geplant geklappt hat.  Und die ganze Tour war schönes Wetter. Nachts hat es immer wie aus Eimern geschüttet - tagsüber war die Sonnencreme im Einsatz🌞
 


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4. Tag Heimreise

Es regnet als ich zum Frühstücken gehe. Hoffentlich muss ich nicht die zwei Kilometer zum Bahnhof mit Regenkleidung fahren. Und auch heute bleibe ich trocken 😀 Tatsächlich musste ich die 22,9 kg im Bahnhof Landeck nach oben tragen😧. Zuerst die beiden Taschen, dann das Rad. Das Radabteil des RJX 161 ist über 2 Stufen mit schmaler Tür erreichbar. Mein enger Stellplatz 142 befindet sich in der Mitte zur Aufhängung, so dass ich nicht von der Seite einhängen kann. Ein junger Mann hilft mir. Alleine unmöglich. Kein Schaffner weit und breit! Eine junge Frau, der das voll-elektronische Carbonrad neben mir gehört, springt herbei und bittet um Vorsicht. Sie fahre nur bis Innsbruck. 
Ab Innsbruck ist das Radabteil fast leer. Aber der junge Mann ist sehr hilfsbereit und wuchtet mein Rad auf den Bahnsteig in Kufstein. Er sei aus Ungarn. Mit seinem Freund wären sie mit dem Interrail-7-Tage-Pass unterwegs gewesen und fahren jetzt über Wien wieder nach Hause. 
 
Künftig werde ich in ähnlichen Situationen (kein Aufzug, senkrechte Radaufhängung, ...) vorher den Akku in eine der hinteren Fahrradtaschen stecken. Zwei Kilo weniger und das Rad lässt sich am Lenker leichter hochheben. Alleinreisende im fortgeschrittenen Alter, ohne spezielles Muskeltraing 💪💪, haben es schwer im Railjet das Fahrrad mitzunehmen, vor allem wenn es mehr als 16 kg schwer ist.
Geschafft - Rad ohne Aufzug am Bahnsteig
Geschafft - Rad ohne Aufzug am Bahnsteig

Mein eBike inmitten anderer Räder im einzigen Fahrradabteil des Zuges
Mein eBike inmitten anderer Räder im einzigen Fahrradabteil des Zuges

ÖBB-Ticket
ÖBB-Ticket

ÖBB - Radstellplatz - Reservierung. Das darf 1,85 m im RJX lang sein. Mein Rad ist 1,73 m lang.
ÖBB - Radstellplatz - Reservierung. Das Rad darf 1,85 m im RJX lang sein. Mein Rad ist 1,73 m lang.

Wirklich überall in der Schweiz und jetzt auch wieder in Österreich habe ich 4G bis 5G-Empfang. Selbst in tiefen Tälern und auf 2.300 m. Das ändert sich schlagartig in Kiefersfelden: kein Internet 😢

Bequeme Sitze neben dem Fahrrad - "Fahrradzone"

Nach Innsbruck war die Radaufhängung kein Problem mehr
Nach Innsbruck war die Radaufhängung kein Problem mehr

Wegen der starken Regenfälle in den Alpen gab es in der letzten Nacht am Brenner Murenabgänge. Die Bahnstrecke Brenner-Innsbruck war deshalb für Fernzüge gesperrt. Glück, dass mein Fernzug nach Kufstein aus Zürich kommt.

Mein RJX ist planmäßig in Kufstein. In 11 Minuten fährt die RB nach München. Da auf der App kein Gleis steht, finde ich dieses erst auf der Zuganzeige im Tunnel (Gleis 11). Und schon fahre ich nach München. In Rosenheim gibt’s auch am Bahnhof wieder Internet. In den Niederflurwagen ist die Radmitnahme an den Notsitzen problemlos möglich, weil der Zug ab Kufstein noch fast leer ist. 
 


RE 1 wird schon 15 Minuten vor Abfahrt in München Hbf bereitgestellt. Da kann ich einfach einen leeren Radstellplatz belegen. Bei planmäßiger Abfahrt um 13:04 ist der Zug gerammelt voll. In München regnet es. Egal, jetzt kann nichts mehr passieren. Die letzten sechs Kilometer in Nürnberg fahre ich mit dem Rad nach Hause - trocken 😄. 
 

Eine interessante und von den Naturgewalten her beeindruckende eBike-Tour geht zu Ende. Bizarre Bergwelten am Pass wechseln mit urigen natürlichen Landschaften am Inn. Die Apps "Komoot", "ÖBB Scotty", "SBB Mobile" und "DB Navigator" waren meine ständigen Begleiter. "Bikeline - 3 Länder" gab mir genaue Informationen zum Albula-Pass und zum Inntal-Radweg. Unterkünfte fand ich auch ohne booking. Die Eisenbahnen in den drei Ländern haben bei der Qualität der Fahrradbeförderung und Barrierefreiheit noch viel Luft nach oben.  Von der Verkehrswende ist noch nichts zu spüren. Im Gegenteil! Vor 40 Jahren war es noch einfacher mit Bahn und Fahrrad zu verreisen. 

Mit einem normalen Trekking-Fahrrad (ohne Elektro) hätte ich für die gleichen Kilometer 2 Übernachtungen mehr benötigt. 

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