Großer Solstein im Karwendel - Mit der Bahn von Nürnberg nach Hochzierl in Tirol

Schöne, aber konditionsfordernde und kräftezehrende Bergwanderung vom Bahnhof Hochzierl (922 m) über die "Neue Magdeburger Hütte" (1.637 m), das "Kirchberger Köpfl" (1.943 m), den "Großen Solstein" (2.541 m), das "Solsteinhaus" (1.806 m) und zurück zum Bahnhof Hochzierl.  
Übersichtskarte zur Wanderung auf den Großen Solstein (2.541 m)
Übersichtskarte zur Bergwanderung Bahnhof Hochzierl - Großer Solstein. Quelle: Komoot

An einem Dienstag morgen um 6:07 bin ich ab Nürnberg Hauptbahnhof mit dem RE 1 nach München Hauptbahnhof gefahren. Das Deutschlandticket bietet mir diesen Zug, mit dem ich schon vor 08:00 Uhr in München bin.Der Zug steht schon einige Zeit vor der planmäßige Abfahrt am Bahnsteig, sodass ein freier Sitzplatz kein Problem ist. Ab Ingolstadt wird dieser Zug meist proppenvoll.

RE 1: Regionalexpress von NÜrnberg nach München
RE 1 zwischen Nürnberg und München.

Zwischen Nürnberg und Ingolstadt Nord fährt dieser Zug mit 200 km/h und braucht zwischen den bayerischen Metropolen nur ca. 2 Stunden Fahrzeit. 

In München hatte ich eine knappe Stunde Umsteigezeit bis die Regionalbahn (RB 6) nach Garmisch-Partenkirchen losfährt. Abfahrt 8:34 Uhr. Ankunft in Garmisch-Partenkirchen: 09:55 Uhr.

RB 6 nach Garmisch-Partenkirchen
In München RB 6 nach Garmisch-Partenkirchen

 Über Mittenwald und Seefeld in Tirol fahren zwischen Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck sowohl Züge und Personal der Deutschen Bahn als auch der Österreichischen Bundesbahn. Mit geringer Verspätung fuhr der Zug um ca. 10:10 Uhr ab nach Innsbruck.

Komfortable Züge der ÖBB zwischen Innsbruck und Garmisch-Partenkirchen
Hochzierl: Komfortable Züge der ÖBB zwischen Innsbruck und Garmisch-Partenkirchen

 Am Bahnhof Hochzierl (922 m) bin ich um 11:15 Uhr losmarschiert. Mein Rucksack wog mit 2,5 Liter Wasser und ausreichend Brotzeit ca. 11 kg

 

Bahnhof Hochzierl (922 m)
Bahnhof Hochzierl - kein Personal - kein Fahrkartenautomat. Ticket ohne Aufpreis im Zug
 
Wegweiser mit Zeitangabe direkt beim Bahnhof
Wegweiser direkt noch am Bahnhof Hochzierl

Auf dem Wegweiser am Bahnhof sind 3,5 Stunden Wanderzeit angegeben. Tatsächlich waren es dann ungefähr 2,5 Stunden bis zur Neuen Magdeburger Hütte. 

Am Beginn des Wanderweges: Farnwald
Am Anfang des Wanderweges meint sich im Zauberwald zu finden.

 Der Wanderweg beginnt am Gleis an dem die Züge Richtung Seefeld/Garmisch abfahren. Zunächst ist es ein schattiger Wald mit viel Farngewächsen. Aber irgendwann ist der Weg sehr steil und die vielen Wurzeln erfordern konzentriertes Wandern. 

 

Neue Magdeburger Hütte (1.637 m)
Neue Magdeburger Hütte

Als ich die Magdeburger Hütte sah, war ich erleichtert. Die Wirtin erlaubte mir mein Gepäck in einer Stube zu deponieren. Dann ging es nochmal 300 Meter bergauf zum Kirchberger Köpfl (1.943 m).

Von diesem Gipfel hat man bereits einen schönen Rundumblick auf die Bergwelt und die Stadt Innsbruck.  

Kirchberger Köpfl (1.943 m), nahe der Neuen Magdeburger Hütte
Kirchberger Köpfl (1.943 m)
 
Blick auf Innsbruck vom Kirchberger Köpfl
Blick vom Kirchberger Köpfl auf Innsbruck

 
Blick auf den Großen Solstein (2.541 m) vom Kirchberger Köpfl (1.943 m)
Vom Kirchberger Köpfl scheint der Große Solstein gewaltig. Morgen geht's hoch 💪

Beim Rückweg zur Übernachtungsstation der Magdeburger Hütte empfingen mich Kühe und Schafe. Die Pächter der Neuen Magdeburger Hütte betreiben hier oben einen Bauernhof.

Kühe auf der Hütte
Überall Kühe auf der Neuen Magdeburger Hütte

Für die Übernachtung im Vierer Mehrbettzimmer zahlte ich als Alpenvereinsmitglied 15 € (normal 25 €). Die Halbpension kostete 42 € für Abendessen und Frühstück nächsten morgen. Das Drei-Gänge-Menü am Abend bestand aus Suppe, Käsekrainer-Wurst und ein kleines Stück Kuchen mit Sahne. Dass es nur eine Wurst zum Abendessen gab, fand ich nicht so toll. Satt wurde man. Die Wirtin ist nett und sehr geschäftstüchtig. Ständig werden Getränke angeboten. Mit mir zusammen im Mehrbettzimmer waren noch ein Mountenbiker (ca. 50 Jahre) und ein jüngeres Ehepaar (ca. 40 Jahre). Sie seien wegen der Berge von Hamburg nach Unterammergau gezogen, sagte sie beim Abendessen. Ihr Mann hatte sich während der Tageswanderung einen  Sonnenstich  zugezogen und lag bereits am frühen Abend flach. Um 21:00 Uhr lag ich auch im Bett. Die frühe und lange Anreise mit dem Zug, die Hitze und die steilen Höhenmeter forderten ihren Tribut. Ein paar Stunden konnte ich trotz Schnarchern -mit Oropax- schon schlafen. Das Frühstück mit Käse, Schinken, Brot, Müsli und Tee war optimal für die vor mir stehende Wanderung zum Großen Solstein mit ca. 900 Höhenmetern. Nach Gesprächen am Frühstückstisch mit bergerfahrenen Wanderern aus Tirol und den Hinweisen im Buch "Mit Bahn und Bus in die Münchner Berge - Rother Wanderbuch" entschloss ich mich über das Wörgltal aufzusteigen. Ich hoffte nicht, dass ich 3 Stunden brauchen werde, da ich den Zug um 15:31 Uhr am Bahnhof Hochzierl erreichen muss, um noch vor 22 Uhr zuhause zu sein.  

Wegweiser bei der Neuen Magdeburger Hütte
Wegweiser auf der Hütte

Gleich bei der Hütte ging es in den schattigen Wald. Trotz sehr frischer Temperaturen im Schatten der Bäume kam ich wegen des extrem steilen Pfades gleich ins Schwitzen. Aber die Jacke bleibt wegen der kalten Winde dran. Die mindestens 11 kg Rucksackgewicht machten es nicht leichter. Alle 50 Höhenmeter drehte ich mich um und schaute ins Tal hinunter. Je höher, desto schöner der Ausblick. Es war still. Selbst der Start eines Passagierflugzeuges auf dem Innsbrucker Flughafen ist nicht zu hören, obwohl deutlich zu sehen. Nur noch ein junger Holländer war zur gleichen Zeit auf diesem Pfad unterwegs. Mal er voraus - mal ich. Bis kurz vor dem Solsteinsattel lag der Pfad im Schatten. Unten fast zu kalt - weiter oben angenehm.

 

Glatter Fels mit Seilversicherung
Drahtseilversicherung kurz vor dem Solstein-Sattel



Hier zu sehen: im Bereich der Flesen verlief der Weg überwiegend auf Schotter und Geröll
Geröll- und Schotterwege auf dem Weg nach oben machen die Beine Müde
 

Der Pfad oberhalb der Baumregion bestand überwiegend aus steilen Geröll-,Schotter- und Kieswegen. Einige Male rutschte ich eher zurück als ich nach oben voran kam. Auch Arme und Hände sind gefragt.  Ohne Wanderstöcke, die manchmal auch Hindernis waren, wäre es präkär gewesen. 

Nach 2,5 Stunden, um ca. 10:15 Uhr war ich oben. Gämse und Steinböcke tummeln sich hier in kleinen Gruppen. Mit vier Beinen ist es wahrscheinlich einfacher. Die gigantische Aussicht in die umliegende Bergwelt, den kleinen Solstein und Innsbruck machen diese Gipfelwanderung zum Erlebnis. 

Gipfelkreut des Großen Solstein (2.541 m) mit traumhafter Aussicht
Der Gipfel des großen Solstein (2.541 m) bietet eine große breite Fläche. Der Rundumblick ist nicht zu toppen.
 
Kleiner Solstein, der ca. 100 m höher ist
Nebenan der kleine Solstein (2.637 m)

 Von dieser Stelle aus benötigt man 1 1/4 Stunden bis zur Spitze des Kleinen Solsteins. Tatwärts fragten mich Wanderer wie schwierig der Kleine sei. Da musst ich passen. 

Wegweiser am Großen Solstein - 1,5 Stunden zum Solsteinhaus
Zum Solsteinhaus sind es 1,5 Stunden

Tatsächlich war für mich dann der Abstieg zum Solsteinhaus noch schwieriger als der Aufstieg. Bis dorthin bestand der Pfad hauptsächlich aus Schotter und glattem Fels. Auch innerhalb der Latschen-Region war aufmerksames nach unten sehen oberstes Gebot. Mehrmals rutschte ich unterwegs aus und lag am Hintern. Tatsächlich habe ich die auf den Wegweisern vorgeschlagene Zeit zum Solsteinhaus um 10 Minuten überboten, und dieses nach unten. Dort traf ich auch Wanderer, die von der Magdeburger Hütte über den Schützensteig gekommen sind. Der sei einfacher meinte einer von ihnen. Mann müsse "nur" unterwegs einen Kamin erklimmen. Für 11 € bestellt ich das Bergsteiger-Essen und ein Skiwasser für 3,40 €.  

Bergsteieger-Essen auf dem Solsteinhaus
Bergsteigeressen auf dem Solsteinhaus  
Solsteinhaus
Solsteinhaus

Terrasse des Solsteinhauses
Terrasse auf dem Solsteinhaus

Einigermaßen erholt trat ich die ca. 2 Stunden-Wanderung zum Bahnhof Hochzierl an. Auch talwärts, zunächst in der Sonne, später im lichten Wald, ging es mitunter sehr steil nach unten. Meine Beine trugen mich dann doch noch zum heißersehnten Bahnhof. Die Wanderstöcke waren ihr Geld - vor allem abwärts- wert. Der Zug nach Seefeld fuhr pünktlich um 15:11 Uhr ab.

In Seefeld i.Tirol musste ich auf den Zug nach Garmisch umsteigen. Und dort dann auf den Zug nach München. Der Zug war total voll. In München dann die übliche verspätete Bereitstellung des RE1 nach Nürnberg. Um 22:00 Uhr war ich dann wieder daheim. Trotz guter Zugverbindung braucht man 7 Stunden von Hochzierl nach Nürnberg. Ich hatte immer einen Sitzplatz 😊


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